Was macht olympische Athleten und Athletinnen erfolgreicher als ihre Konkurrenz? Diese Studie gibt Einblicke in unterschiedliche Sportbiografien auf Grundlage von 260 Interviewstunden mit Athleten, Trainern und Eltern.
Die Entwicklung herausragender Spitzenleistungen bei Olympiasiegern und Weltmeistern beruht nicht auf einem einzelnen Faktor, sondern auf einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Einflüsse, darunter fallen individuelle Merkmale, Umgebungsfaktoren und Trainingshistorien. Diese Studie analysiert die Entwicklungsbiografien von Super-Elite- und Elite-Athleten anhand multidisziplinärer Mustererkennungsanalysen. Untersucht werden Aspekte wie Geburtsdatum, Anthropometrie, psychologische Fähigkeiten, soziale Unterstützung und Trainer-Athleten-Interaktionen. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist es, die umfassenden Lebensgeschichten von britischen Olympiasiegern zu verstehen.
Einblicke hinter die Kulissen des Erfolgs
Psychosoziale Merkmale:
- Super-Elite und Elite-Athleten stammen aus Familien, in denen Werte wie Erfolgsstreben und Zielsetzung hochgeschätzt werden.
- Beide Gruppen zeichnen sich durch eine starke Hingabe zum Training und hohe Gewissenhaftigkeit aus.
- Im Vergleich zu Elite-Athleten erleben Super-Elite-Athleten weniger Konflikte mit Geschwistern, aber dafür mehr kritische negative Lebensereignisse.
- Super-Elite-Athleten zeigen tendenziell höhere Ausprägungen in den Bereichen Fokussierung, Perfektionismus, Egoismus und Rücksichtslosigkeit.
- Super-Elite-Athleten legen einen besonderen Fokus auf das Erzielen von konkreten Ergebnissen und die Perfektionierung ihrer Fähigkeiten, im Gegensatz zu Elite-Athleten.
- Für Super-Elite-Athleten hat der Sport eine höhere Priorität im Vergleich zu anderen Lebensbereichen.
- Karriere-“Wendepunkte” führen bei Super-Elite-Athleten zu gesteigerter Motivation und Entschlossenheit im Vergleich zu Elite-Athleten.
- Die Trainer von Super-Elite-Athleten kommen den physischen und psychosozialen Bedürfnissen ihrer Athleten besser nach im Vergleich zu den Trainern von Elite-Athleten.
Altersstruktur der Sportkarriere:
- Ähnlicher Einstieg in der Kindheit in den Sport für beide Gruppen.
- Spezialisierung erfolgt primär in der späten Adoleszenz/frühen Erwachsenenalter.
- Super-Elite-Athleten unterscheiden sich durch längere Verweildauer in der “Grundlagen”-Phase, spätere Spezialisierung und späteren Einstieg ins Profigeschäft.
Vielseitigkeit ist Trumpf:
- Bis zum Erwachsenenalter zeigen sowohl Super-Elite- als auch Elite-Athleten einen ähnlichen Trainingsumfang in ihrer Hauptsportart.
- Während ihrer Kindheit und Jugend liegt der Fokus auf verschiedenen Sportarten.
- Super-Elite-Athleten investieren im Vergleich zu Elite-Athleten mehr Zeit in zusätzlichen sportlichen Aktivitäten neben ihrer Hauptsportart.
- Zum Beispiel haben Super-Elite-Athleten bei ihrer ersten nationalen Meisterschaft 835 Stunden in ihrer Hauptsportart trainiert (im Vergleich zu 749 Stunden bei den Elite-Athleten) und zusätzlich 3,933 Stunden in anderen sportlichen Aktivitäten (im Vergleich zu 1,675 Stunden bei Elite-Athleten).
Handlungsempfehlungen für Dich als Radsport Trainer:
- Vielseitigkeit fördern: Die Entwicklung von Super-Elite-Athleten zeichnet sich durch eine sportliche Vielseitigkeit aus. Die Empfehlung lautet, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich in verschiedenen Sportarten auszuprobieren.
- Klare Zielsetzung und (Leistungs-)kontrollen: Motivation der Athleten kann gesteigert werden, indem Fortschritte überwacht und regelmäßige Reflexionen über das Training durchgeführt werden.
- Psychologische Unterstützung: Angesichts der Bedeutung psychologischer Merkmale wie Widerstandsfähigkeit, Fokussierung und Motivation wird die Integration von psychologischer Unterstützung empfohlen. Dies kann durch Coaching, Mentoring oder Workshops erfolgen.
- Flexibles und individuell angepasstes Training: Training sollte flexibel gestaltet und an die individuellen Bedürfnisse der Athleten angepasst werden. Ein gewisser Grad an Autonomie ermöglicht es den Athleten, ihren eigenen Weg zu finden und ihre Persönlichkeit zu entfalten.
ZUR DISKUSSION:
Die Entwicklung von international konkurrenzfähigen Athleten ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Es ist nicht nur eine einzelne Größe entscheidend, sondern vielmehr das harmonische Zusammenspiel mehrerer Komponenten. Insbesondere weisen Super-Elite-Athleten bestimmte Charaktereigenschaften auf wie: Ehrgeiz, Perfektionismus, Egoismus, Fokussierung auf Ergebnisse, Widerstandsfähigkeit gegenüber Misserfolg, Motivation durch neue Herausforderungen und die Priorisierung des Sports.
Um diese Charaktereigenschaften zu fördern, können gezielte Elemente im Trainingsalltag implementiert werden. Die klare Zielsetzung und Überwachung der Ziele motivieren Athleten, kontinuierlich an ihrer Leistung zu arbeiten. Dabei ist es wichtig, den Athleten genügend Kontrolle über ihre Ziele zu geben. Eigenständige Trainingsdokumentationen ermöglichen eine reflektierte Betrachtung des Trainings, Identifizierung von Stärken und Schwächen sowie die gezielte Weiterentwicklung in den nächsten Trainingseinheiten. Kleine Wettkämpfe im Training fördern den Wettbewerbsgeist und können neben schneller, höher, weiter auch die korrekte Ausführung oder Geschicklichkeit betonen. Die bewusste Einbindung der Athleten in Entscheidungsprozesse, sei es bei Spielauswahl, Übungen z. B. zur Kräftigung der Bauchmuskulatur oder auch die Planung von Trainingsstrecken für eine gemeinsame Ausfahrt, stärkt die Eigenverantwortung.
Die Analyse zeigt signifikante Unterschiede in der sportlichen Entwicklung zwischen Super-Elite- und Elite-Athleten. Super-Elite-Athleten verbringen mehr Zeit in verschiedenen Sportarten neben ihrer Hauptsportart. Diese Vielseitigkeit ist ein entscheidender Baustein in ihrer Karriereentwicklung. Sie spezialisieren sich spät in ihrer Hauptdisziplin. Das kann z. B. unterstützt werden in den unterschiedlichen Radsportdisziplinen ins Training integriert werden, wie z. B. Bahn, Mountainbike, Cross, BMX, Trial und Straße. Die Teilnahme an verschiedenen Disziplinen und Sportarten erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Athleten ihre besondere Begabung für eine bestimmte Sportart entdecken.
Insgesamt zeigt sich, dass die Kombination aus gezielten Trainingsmethoden, klaren Zielen, Kampfgeist, Eigenverantwortung und Vielseitigkeit in der sportlichen Entwicklung die Grundlage für den Erfolg von Super-Elite-Athleten bildet.
Handlungsempfehlungen:
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- Förderung der Vielseitigkeit im Schüler- und Jugendtraining: Kinder und Jugendliche sollten die Möglichkeiten haben sich in verschiedenen Sportarten auszuprobieren.
- Klare Zielsetzung und -überwachung: klare, anspruchsvolle und messbare Ziele kann die Motivation der Athleten steigern. Die Überwachung der Fortschritte und die regelmäßige Reflexion über das Training sind ebenfalls entscheidend.
- Einbindung der Athleten in Entscheidungsprozesse: Durch die Einbeziehung der Athleten in Entscheidungen, wird ihr Engagement und ihre Eigenverantwortung gestärkt.
- Psychologische Unterstützung: Angesichts der Bedeutung psychologischer Merkmale wie Widerstandsfähigkeit, Fokussierung und Motivation ist die Integration von psychologischer Unterstützung in das Trainingsprogramm zu empfehlen. Dies kann in Form von Coaching, Mentoring oder Workshops erfolgen.
- Flexibles und individuell angepasstes Training: Das Training sollte flexibel gestaltet und den individuellen Bedürfnissen der Athleten angepasst sein. Ein gewisser Grad an Autonomie ermöglicht es den Athleten, ihren eigenen Weg zu finden und ihre Persönlichkeit zu entfalten.
Zusammengestellt von Katharina Fischer unter Verwendung von ChatGPT.
Bildnachweis: Gettyimages WeAre
Quellen:
Güllich, A., Hardy, L., Kuncheva, L., Woodman, T., Laing, S., Barlow, M., Evans, L., Rees, T., Abernethy, B., Côté, J., Warr, C., & Wraith, L. (2019). Developmental Biographies of Olympic Super-Elite and Elite Athletes: A Multidisciplinary Pattern Recognition Analysis. Journal of Expertise, 2(1), 2-24.