Effektives Feedback im Training

Wege zu mehr Autonomie und Leistung

Feedback ist ein zentraler Bestandteil jeder Trainer-Athleten-Interaktion. Es ist eines der wichtigsten Werkzeuge, um Athletinnen und Athleten zu leiten, ihre Leistung zu verbessern und ihr Entwicklungspotenzial auszuschöpfen. Aber nicht jede Form von Feedback führt automatisch zu den gewünschten Ergebnissen. In diesem Beitrag möchte ich eine weitere Perspektive davon aufzeigen, welche Arten von Feedback es gibt, wann sie am effektivsten sind und wie sie die Autonomie sowie die langfristige Entwicklung von Athleten fördern können.

Was macht Feedback wirksam?

Feedback ist kein Selbstzweck – es soll etwas bewirken. Bevor man Feedback gibt, sollte man sich über die Intention dahinter im Klaren sein:

  • Mit welchem Bedürfnis sucht die Person nach Feedback? Ist es zur Verbesserung ihrer Leistung? Oder könnte es auch andere Beweggründe geben, wie etwa das Bedürfnis nach Bestätigung oder ein Wunsch, unangenehmen Situationen zu entkommen?
  • Was möchte ich mit meinem Feedback erreichen? Geht es darum, gezielte Verhaltensänderungen anzuregen, oder eher darum, Reflexion und Autonomie zu fördern?

Der Schlüssel liegt darin, die Bedürfnisse der Athlet:innen zu verstehen und die Rückmeldung an ihren Zielen und ihrer Motivation auszurichten.

Arten von Feedback und ihre Wirkung

Hier kann man unterschiedliche Arten von Feedback differenzieren. Dies ist keine in Stein gemeißelte Differenzierung, sondern eine für den Zweck dieses Beitrags gut funktionierende:

  1. Positives Feedback

  • Zum Beispiel: „Gut gemacht!“, „Das war super!“
  • Geeignet für: kann motivierend wirken, wenn Athlet:innen bereits auf dem richtigen Weg sind. Es ist jedoch wichtig, darauf zu achten, dass es nicht inflationär oder unverdient verwendet wird, da es sonst keine klare Orientierung bietet.

 

  1. Negatives Feedback

  • Zum Beispiel: „Das war schlecht.“, „So klappt das nie.“
  • Risiken: negatives Feedback kann die Leistung und Motivation beeinträchtigen. Es führt oft zu Unsicherheit und größerer Variabilität in der Leistung.
  1. Instruktives Feedback

  • Zum Beispiel: „Etwas weiter links zielen.“, „Etwas gleichmäßiger Treten.“
  • Vorteil: bietet klare Anweisungen und hilft Athleten, gezielte Verbesserungen vorzunehmen.
  • Nachteil: kann zu einer Abhängigkeit führen, wenn Athleten nicht lernen eigene Lösungen zu finden.

 

  1. Wertungsfreies Feedback (Non-Judgmental Information)

  • Zum Beispiel: „Du hast den Sprung rechts verfehlt.“, „Der Sprung war zu kurz.“
  • Vorteil: Es bietet klare, beobachtbare Informationen, ohne zu bewerten, ob etwas „gut“ oder „schlecht“ war. Dadurch fühlen sich Athleten ermächtigt, selbst Entscheidungen zu treffen und ihre Leistung eigenständig zu reflektieren.

Autonomie durch Feedback fördern

Empowerment/Ermächtigung durch Feedback ist hier im Fokus. Wertungsfreies Feedback und offene Fragen stärken die Autonomie und Selbstwirksamkeit der Athleten, was langfristig zu besseren Ergebnissen führen kann.

 

Offene Fragen für Reflexion und Selbststeuerung

Anstatt die Leistung zu bewerten, kannst du durch offene Fragen die Athleten dazu bringen, ihre eigene Wahrnehmung zu reflektieren:

  • Statt: „Hast du die richtige Technik benutzt?“
    Frag: „Wie hat sich das für dich angefühlt?“
  • Statt: „Das war zu langsam.“
    Frag: „Was denkst du, könnte dir helfen, schneller zu werden?“

Offene Fragen holen die Athleten in den Prozess der Selbstreflexion hinein, was nicht nur das Lernen vertieft, sondern auch die Motivation stärkt.

Die richtige Balance finden

Nicht jede Situation eignet sich für wertneutrales Feedback. Es gibt Momente, in denen instruktives Feedback oder eine direkte Anleitung effektiver sein kann – etwa in Situationen, in denen:

  • die Athleten sich noch in einer frühen Lernphase befinden,
  • klare Anweisungen nötig sind, um Verletzungen zu vermeiden,
  • Zeitdruck besteht, z. B. während eines Wettkampfes.

Langfristig sollte jedoch das Ziel sein, die Abhängigkeit von instruktivem Feedback zu reduzieren und mehr Raum für Eigenverantwortung zu schaffen.

Der Einfluss von verzögertem Feedback

Auch spannend: verzögertes Feedback kann effektiver sein als sofortiges. Indem du den Athleten Zeit gibst, ihre eigene Wahrnehmung zu reflektieren, bevor du Feedback gibst, förderst du ihre Fähigkeit, selbstständig Lösungen zu finden.

Statt zum Beispiel sofort einzugreifen, sag: „Nimm dir einen Moment, um darüber nachzudenken, wie das gelaufen ist, und lass mich wissen, was du verändern würdest.“

Diese Methode unterstützt das kritische Denken und die Eigenverantwortung der Athleten.

Fazit: Feedback als Werkzeug zur Selbstermächtigung

Effektives Feedback ist weit mehr als ein „gut gemacht“ oder „das war schlecht“. Es sollte immer zielgerichtet sein und sich an den Bedürfnissen und Zielen der Athleten orientieren. Wertungsfreies Feedback und offene Fragen fördern die Autonomie und Selbstwirksamkeit, was nicht nur die Leistung steigert, sondern auch langfristig unabhängiges Lernen ermöglicht.

Trainer sollten die verschiedenen Arten von Feedback gezielt einsetzen und regelmäßig reflektieren, wie sie ihre Rückmeldungen gestalten. Denn das Ziel ist nicht, Athleten abhängig zu machen, sondern sie zu befähigen, selbst Lösungen zu finden – im Training wie auch im Wettkampf.

Bild: © Merbild-Merlin Muth

Artikel: Paul Schlütter ist Teil des BDR-Bildungsteams und Referent des Kurses: BDR-RadCoach Pro – Coaching im Radsport

 

 

Das wichtigste in Kürze

  • Feedback ist nicht nur eine Leistungsbewertung – es sollte auf die Bedürfnisse und Ziele der Athleten abgestimmt sein.
  • Unabhängig davon, ob Feedback positiv, negativ, wertungsfrei oder instruktiv ist, hat jede Form ihre Zeit und ihren Platz.
  • Wertungsfreies Feedback und offene Fragen fördern Autonomie und Selbstwirksamkeit.
  • Ein durchdachter Einsatz von Feedback kann Abhängigkeiten vermeiden und langfristig zur besseren Selbstwirksamkeit und Selbststeuerung führen.

Hamid, N., et al. (2019). Decision-making under uncertainty: Neurobiological mechanisms of feedback processing.

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